Das Arpeggio – der gebrochene Akkord

Beitragsbild "Arpeggio"

Das Arpeggio – Der besondere „Akkord“

Mit diesem Kapitel möchte ich aufzeigen, was man so alles mit den Akkorden anstellen kann. Es gibt heutzutage und natürlich auch historisch gesehen, kaum ein Lied ohne ein Arpeggio. Selbst Größen wie „Pink Floyd“ oder „Jean Michel Jarre“, ja sogar „Kraftwerk“ bedienen sich dieses musikalischen Ausdrucksmittels: Das Arpeggio.

Was ist ein Arpeggio?

Einfach ausgedrückt ist es nichts anderes, als das Zerlegen des Akkordes in seine einzelnen Töne (Noten). Diese dann entstehenden einzelnen Noten werden nun nicht mehr zusammen als Akkord gespielt, sondern nacheinander in einer vorher festgelegten Reihenfolge und Geschwindigkeit (1/4, 1/8, 1/16 Noten sind die gängigsten). Ein Arpeggio bezeichnet man auch als gebrochenen oder aufgelösten Akkord.

Vom Ursprung her gab es lediglich drei Variationen: aufwärts, abwärts und zufällige Reihenfolge. Hier ist es ähnlich wie mit den Akkorden. Keiner schreibt vor, dass alle Noten einer Harmonie mit in das Arpeggio einbezogen werden müssen. Man kann innerhalb einer Harmonie Noten auslassen (klingt dann mehr rhythmisch) oder auch Noten tauschen (Akkordumkehrung). Es gibt in der heutigen Musik eine Vielzahl von „Spielarten“ der Arpeggien. Mit Einzug moderner „On Board Arpeggiatoren“ heutiger Synthesizer sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt.

Dank der Sequenzertechnik findet man heutzutage Arpeggien in vielen „neuzeitlichen“ Musikrichtungen wie Trance, Techno, House und Dance Pop. Allerdings gibt es auch Musikrichtungen, wo das Arpeggio sozusagen Hauptbestandteil ist. Die Musik, nach der in Spanien Flamenco getanzt wird, besteht fast ausschließlich aus Arpeggien.

Mann kann auch andere, nicht im Akkord vorkommende Noten, mit in das Arpeggio einbeziehen. Wenn man in das Beispiel unten das A einfügen würde, könnte man das Arpeggio sowohl im C-Dur, als auch im A-Moll spielen. Es klingt überaus interessant, wenn man im C-Dur das A und im A-Moll das G spielt. Hier sollte man allerdings etwas Vorsicht walten lassen, damit es zusammen mit dem Bass oder einer anderen Harmonie nicht zu Disharmonien kommt.

Standardbeispiele

Ausgangsakkord für ein Arpeggio
C-Dur als aufsteigendes Arpeggio
C-Dur als absteigendes Arpeggio
C-Dur als zufälliges Arpeggio

Das Beispiel soll zeigen, wie ein Akkord „aufgebrochen“ wird, damit die Noten einzeln spielbar werden. Wenn man das Prinzip verstanden hat, eröffnen sich völlig neue Welten der musikalischen Begleitung.

Hörbeispiele und Experimente mit Arpeggien:

Akkordreihenfolge: „Em – F – C – Am“ mit Background, Bassbegleitung und Bassdrum, zwei Durchläufe. Das Klavierarpeggio wird mit 16tel Noten in zufälliger Reihenfolge gespielt:

Nun das gleiche, jedoch mit 8tel Noten:

Gleiche Akkorde wie oben, zufällige Reihenfolge, jedoch etwas tanzbarer

Du siehst, mit den gebrochenen Akkorden kann man so einiges anstellen. Und vielleicht dienen sie ja sogar als „Ideenfinder“ beim Komponieren. Grundsätzlich aber ist ein Arpeggio keinem Musikinstrument vorbehalten. Du kannst mit einer Gitarre oder einer Harfe genauso wunderbare Arpeggien gestalten wie mit einem Sythesizer.

Es geht aber noch komplexer

Wir bleiben bei der Akkordreihenfolge: Em – F – C – Am . Zunächst das Arpeggio „nackt“, jedoch mit einem zufallsgenerierten Delay (Echo).

Jetzt wird das Arpeggio in ein kleines Arrangement verpackt:

Ein weiteres Beispiel, wie komplex Arpeggien eingesetzt werden können, in dem mehrere Arpeggien gleichzeitig erklingen und sogar der Bass als Arpeggio benutzt wird. Hier spiele ich die leicht abgewandelte Akkordreihenfolge: F-C-Dm-Em-Am.

Schon rückt so ein kleines Arpeggio in einen ganz anderen Kontext. Unglaublich wie vielseitig man mit Arpeggien arbeiten kann.

Der Step-Sequenzer – die logische Weiterentwicklung

Da die Entwicklung immer weiter geht, ist mittlerweile aus dem guten alten Arpeggiator ein Step-Sequenzer geworden, wie im Bild unten. Hier ist es nun (endlich) möglich auf die zu spielenden Noten direkt Einfluss zu nehmen. Ich kann z.B. innerhalb eines Akkordes nicht nur die Oktavlage einzelner Noten bestimmen, sondern auch deren Länge und die tonale Lage zueinander. So kann ich beispielsweise aus einem A-Moll Arpeggio ohne Probleme einen Septime-Akkord erklingen lassen. Auch die insgesamte Länge des Arpeggios (Steps) kann ich festlegen. Im Bild unten sind bis zu 32 einzelne Steps möglich. Dadurch wird eine gewisse musikalische Abwechslung im Akkord erreicht. Sogar kleinere Melodien sind damit realisierbar. Allerdings kochen hier viele Hersteller ihr eigenes Süppchen. Es gibt Arpeggiatoren mit Step-Sequenzer, es gibt aber auch Step-Sequenzer ohne Arpeggiatoren, also nahezu alle Kombinationsmöglichkeiten findet man am Markt. Im Bild unten ist der Arpeggiator von Spectrasonics Omnisphere zu sehen. Hier gibt es einen Step-Sequenzer mit integriertem Arpeggiator (oder umgekehrt?). Aus meiner Sicht die beste Kombi, da man so die meisten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten hat.

Der Blick auf einen modernen Arpeggiator (Step-Sequenzer)

arpeggiator

Hier gibt es nun nahezu nichts mehr, was man nicht irgendwie einstellen oder beeinflussen könnte. Dieser Arpeggiator, oder exakter gesagt Step-Sequenzer, verfügt über mehrere Notenpatterns, Spielmodies, Trigger-Typen, Taktraten, einen Pattern Programmer mit variabler Länge (32 Schritte) und so einiges mehr. Von den über 160 voreingestellten Werkspresets mal ganz abgesehen. Mit den heutigen Arpeggiatoren sind nahezu unbegrenzte Ausdrucksmöglichkeiten machbar. Geschickt eingesetzt ist ein Arpeggio nicht mehr als ein solches erkennbar.

Etwas Trance gefällig?

Im nachfolgendem Hörbeispiel habe ich ein paar solcher Step-Sequenzen mal hintereinander gelegt. Sicher wird Dir die eine oder andere Sequenz bekannt vorkommen, da solche Sequenzen häufig in der populären Musik, meist als Intros oder Bridges, eingesetzt werden. Die melancholisch-heitere Stimmung im Trance wird hauptsächlich durch dissonante Klänge erzeugt. Daher eignen sie sich auch nur sehr eingeschränkt, um sie in gängige Akkorde einzubauen. Das schwierige an diesen Sequenzen ist das Programmieren vorher. Man muss sich vorher genau überlegen wie lange und in welcher Tonhöhe das Ergebnis erklingen soll. Ist die Sequenz fertig programmiert, kann man sie mit nur einem Tastendruck abrufen.

In meinem Beispiel „spiele“ ich durchgängig alle Sequenzen mit dem mittleren E und trotzdem erklingt das Ergebnis melodisch. Eine Melodie per Tastendruck, das ist der Sinn von Step-Sequenzen. Abgerundet wird die Sequenz noch durch das Hinzufügen eines (programmierbaren) Echos (Delay) und/oder sehr viel Hall (Reverb). Dann passt es 😉

Viel Spaß beim Anhören

Eine ganz andere Frage stellt sich mir hier: Sind solche Sequenzen, die ja mal programmiert, sprich ausgedacht wurden und somit Melodien enthalten, urheberrechtlich geschützt? Im Zusammenhang mit dem richtigen Sound klingt das schon sehr nach geklautem Gedankengut. Insbesondere meine ich die Sequenz ab 1:24, die dürfte ja fast jeder kennen, auch wenn sie hier in abgewandelter Form dargestellt wird. Da es sich bei meinem Hörbeispiel um Werks-Sequenzen eines gekauften Synthesizers handelt, dürfte die Frage interessant sein. Was meint Ihr? Schreibt gerne einen Kommentar.


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2 Gedanken zu „Das Arpeggio – der gebrochene Akkord“

  1. Sehr gut erklärt mit den Arpeggien. Ich spiele zwar Gitarre und habe mal einiges ausprobiert.
    Man kann es mal als Zwischen solo nutzen oder ein Bright (Brücke) gestalten.
    Hierzu ist der Rhythmus wichtig. 1/8 tel oder 16/tel Noten eines Akkordes sind immer gut.

    Ich habe von der G-dur auch Nebenakkorde genommen und zerlegt zu Arpeggien.
    Werde mal versuchen Nonen(9) und andere Intervalle einzubauen.
    Danke nochmal für den Hinweis.

    Peter

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